Allgemeine Impfpflicht: ein Opt-In-Modell als Kompromiss?
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Von Michael van den Heuvel
In Österreich hat sich der Nationalrat klar zur Impfpflicht bekannt – Deutschlands Nachbar wird entsprechende Regelungen einführen. Auch eine Impflotterie soll es in der Alpenrepublik geben. Deutschland selbst kommt nicht wirklich voran. Zuletzt hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Mai oder Juni als möglichen Zeitpunkt genannt – der März ist nicht mehr zu halten. Sozialdemokraten beginnen daran zu zweifeln, für ein Gesetz die erforderliche Mehrheit im Bundestag zu finden. Teile der FDP um Wolfgang Kubicki lehnen solche Maßnahmen kategorisch ab.
Derzeit diskutiert die Ampel-Koalition ein sogenanntes Opt-In-Modell als möglichen Kompromiss. Damit wäre eine Impfpflicht grundsätzlich möglich, wenn bestimmte Szenarien eintreten, etwa eine zu schwache Durchseuchung durch Omikron und damit ein lückenhafter Schutz der Bevölkerung. Diese Variante würde gesetzlich verankert, aber erst bei bestimmten Szenarien „scharf geschaltet“. Ein Impfregister, das alle Daten zentralisiert sammelt, befürworten Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) derzeit nicht.
Im Rahmen der Debatte haben sich auch Standesvertreter zu Wort gemeldet. „Die Entscheidung um die Impfpflicht ist eine politische. Wenn die Bundesregierung diese beschließen will, muss sie sich auch um die Umsetzung kümmern“, sagt Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KBV. „Die Praxen haben in der Impf-Kampagne bisher alles gegeben, um Rekorde zu brechen und geradezu astronomische Ziele einzuhalten.“ Und KBV-Chef Dr. Andreas Gassen ergänzt: „Wir werden unseren Ärzten nicht zumuten, eine Impfpflicht gegen den Willen der Patienten zu exekutieren.“
Israel: Viertimpfung bei Omikron weniger effektiv als erwartet
Wissenschaftler interessieren sich eher für die Frage, was Viertimpfungen als mögliche Strategie gegen Omikron bewirken. Auf Twitter berichtet der US-Kardiologe und Editor-in-Chief von Medscape Dr. Eric Topol von neuen Daten aus Israel. Fast 1 Monat, nachdem das Sheba Medical Center eine Studie gestartet hatte, um die Wirksamkeit einer 4. Impfdosis zu untersuchen, liegen Zwischenergebnisse vor. Patienten erhielten ein mRNA-Vakzin (BioNTech/Pfizer bzw. Moderna). Zum Vergleich dienten Personen mit drei Impfungen.
„Der Impfstoff, der gegen die vorherigen Stämme sehr wirksam war, ist weniger wirksam gegen den Omikron-Stamm“, sagte Prof. Dr. Gili Regev-Yochay, eine leitende Forscherin. „Wir sehen einen Anstieg der Antikörper, höher als nach der 3. Dosis.“ Sie ergänzt: „Wir sehen jedoch viele Omikron-Infizierte, die ihre 4. Dosis erhalten haben. Zugegeben, etwas weniger als in der Kontrollgruppe, aber es sind immer noch viele Infektionen.“ Regev-Yochays Fazit: „Unter dem Strich sind die Impfstoffe hervorragend gegen Alpha und Delta geeignet; bei Omikron sind sie nicht gut genug.“ Es sei wahrscheinlich immer noch eine gute Idee, Personen mit höherem Risiko eine 4. Dosis anzubieten. Konkretere Daten hat das Krankenhaus noch nicht publiziert.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Medscape.de.
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