Akute Hepatitis bei Kindern: RKI berichtet über ersten Fall in Deutschland
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Die Häufung ungeklärter und klinisch schwerer Fälle von akuter Hepatitis bei Kindern wird derzeit weltweit mit Hochdruck untersucht. Auch in Deutschland ist jetzt ein Fall gemeldet worden, wie das Robert-Koch Institut (RKI) im aktuellen Epidemiologischen Bulletin 17/2022 berichtet. Ärztinnen und Ärzte werden dazu aufgefordert, bei unklaren Fällen von akuter Hepatitis oder Leberversagen bei Kindern unter 16 Jahren besonders aufmerksam zu sein und Verdachtsfälle zu melden.
Nachdem das Vereinigte Königreich (UK) Anfang April die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über zehn Fälle von schwerer akuter Hepatitis bei zuvor gesunden Kindern unter zehn Jahren benachrichtigt hat, ist die Fallzahl inzwischen auf 110 gestiegen. Nach Angaben von WHO und der Europäischen Seuchenbehörde ECDC zeigten die Kinder eine schwere akute Hepatitis mit erhöhten Leberenzymwerten (Aspartat-Transaminase (AST) oder Alanin-Aminotransaminase (ALT) über 500 IU/L) und Ikterus. Einige berichteten über gastrointestinale Symptome, einschließlich Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen, meist jedoch ohne Fieber. Zehn der 110 Kinder erhielten eine Lebertransplantation; keines der Kinder war mit Hepatitis-A- bis -E-Viren infiziert.
Auch aus Ländern der EU und den USA wurden mittlerweile vereinzelt Fälle gemeldet. Darunter ist auch ein Fall aus Deutschland, der an das RKI übermittelt wurde. Der Erkrankungsbeginn lag bereits im Januar 2022. Laut RKI wurden hierzulande bislang jedoch keine weiteren Fälle registriert.
Adenovirusinfektion als wahrscheinlichste Ursache
UK Health Securuty Agency (UKHSA) geht derzeit davon aus, dass eine Adenovirusinfektion die wahrscheinlichste Ursache ist. Dabei handelt es sich bei den sequenzierten Adenoviren fast immer um eine spezielle Variante – den Serotyp 41F, wie die britische Gesundheitsbehörde in einem Technical Briefing mitgeteilt hat.
Adenoviren würden zwar in der Regel keine Hepatitis verursachen, doch handele es sich um eine bekannte seltene Komplikation, die meist bei immungeschwächten Personen auftrete, kommentiert das RKI im Epidemiologischen Bulletin. Bei den aktuellen Fällen in UK wird vermutet, dass möglicherweise eine neue Variante in Umlauf ist, die bei Kindern eine schwere Hepatitis verursacht. Aufgrund der COVID-19-Pandemie könnten gerade jüngere Kinder besonders empfänglich sein, vermutet das RKI.
"Fälle sind schwer einzuordnen"
Fälle von schwer verlaufender akuter non A-E-Hepatitis bei Kindern sind selten. Insofern sind die aus UK berichteten Fallzahlen ungewöhnlich“, erklärt das RKI. Insgesamt aber sei die Zahl der bislang aus der EU berichteten Fälle schwer einzuordnen, da die Fallzahlen einerseits zwar über den zu erwartenden liege, andererseits aber auch die erhöhte Aufmerksamkeit der letzten Wochen eine große Rolle spielen, räumt das RKI ein. Darüber hinaus sei auch "die aktuell verwendete Falldefinition aufgrund der unbekannten Krankheitsursache noch wenig spezifisch." Unter den zurzeit berichteten Fällen könnten sich laut RKI auch solche befinden, die möglicherweise im Nachhinein dem Ausbruch nicht mehr zugeordnet werden könnten.
Das RKI bittet dennoch Ärzte und Ärztinnen sowie die medizinischen und pädiatrischen Fachgesellschaften um erhöhte Aufmerksamkeit. Verdachtsfälle sollen vor allem dann gemeldet werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
- Fälle von akuter Hepatitis oder Leberversagen bei Kindern bis zum Alter von 16 Jahren
- mit Serumtransaminasen (AST/ALT) >500 IU/L,
- bei denen eine Hepatitis A bis E ausgeschlossen wurde
- Erkrankung seit dem 1. Januar 2022 aufgetreten
Ein Meldebogen für die entsprechende Meldung kann hier heruntergeladen werden.
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