Akute Depressionen: Kombinationstherapien besser als Einzelpräparate

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Erwachsene Patienten mit akuten Depressionen profitierten laut einer Meta-Analyse von 39 randomisierten klinischen Studien mit 6751 Teilnehmern stärker von einer antidepressiven Kombinationstherapie, als von der Gabe einzelner Präparate. Im Vergleich zu anderen Kombinationen bescheinigen die Autoren Wiederaufnahmehemmern plus α2-Autorezeptor-Antagonisten die beste Wirkung.

Hintergrund

Akute Depressionen werden häufig mit Kombinationen unterschiedlicher Antidepressiva behandelt. Studien haben jedoch widersprüchliche Ergebnisse zum Nutzen dieser Vorgehensweise erbracht.

Design

Systematische Übersicht und Meta-Analyse zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Antidepressiva-Kombinationstherapien mit separater Betrachtung von Kombinationen mit α2-Autorezeptor-Antagonisten oder Bupropion. Durchsucht wurden die Datenbanken MEDLINE, Embase, PsycINFO, und das Cochrane Central Register of Controlled Trials bis Januar 2020 nach randomisierten klinischen Studien (RCT), in denen bei erwachsenen Patienten mit akuter Depression einen Kombinations- mit einer Monotherapie verglichen wurde.

Ergebnisse

  • 39 RCT mit zusammen 6751 Patienten qualifizierten sich für die Analyse.
  • Mit einer standardisierten mittleren Differenz SMD von 0,31 (95%-Konfidenzintervall 0,19 – 0,44) erwiesen sich Kombinationsbehandlungen gegenüber Monotherapien als signifikant wirksamer.
  • Wirksamer als andere Kombinationen war mit einer SMD von 0,37 (95%-KI 0,19 – 0,55) die Kombination eines Wiederaufnahmehemmers mit einem der α2-Autorezeptor-Antagonisten Mianserin, Mirtazapin oder Trazodon.
  • Bupropion-haltige Kombinationstherapien waren nicht wirksamer als Monotherapien (SMD = 0,10, 95%-KI – 0,07 – 0,27).
  • Zwischen den Therapien gab es keine signifikanten Unterschiede bezüglich Studienabbrüchen, weder ohne, noch mit Nebenwirkungen.
  • Die Studien waren zwar heterogen, und ein positives Ergebnis im Egger-Test deutete auf eine Publikationsverzerrung (P = 0,007, df = 36). Die Ergebnisse waren aber bezüglich mehrerer sekundärer Studienziele robust und hatten sowohl bei Subgruppenanalysen Bestand, als auch bei ausschließlicher Berücksichtigung von Studien mit einem geringen Risiko für Verzerrungen.

Klinische Bedeutung

Eine Kombinationstherapie scheint gegenüber einer Monotherapie bei akuten Depressionen wirksamer zu sein, ohne dass es wegen Nebenwirkungen zu häufigeren Behandlungsabbrüchen käme. Die Autoren raten: „Kombinationen mit α2-Autorezeptor-Antagonisten sind womöglich zu bevorzugen und könnten als Erstlinientherapie bei schweren Erkrankungen sowie bei scheinbaren Nicht-Respondern angewandt werden.“

Finanzierung: Keine Angaben.