Aktuelle Vorhersage der Krebssterblichkeit dokumentiert Fortschritte in der EU

  • Michael Simm
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Zwar werden im Jahr 2022 in der EU voraussichtlich mehr als 1,2 Millionen Menschen an Krebs sterben, die altersstandardisierten Sterberaten sind jedoch binnen 5 Jahren um etwa 5 % gefallen. Mit 126,9 gegenüber 80,2 pro 100.000 Einwohnern werden Männer weiterhin deutlich häufiger Opfer von Krebserkrankungen als Frauen.

Hintergrund

Seit drei Jahrzehnten sinkt die Krebssterblichkeit in Europa, wenn auch nicht die absolute Zahl der Toten. Eine Arbeitsgruppe um Prof. Carlo La Vecchia (Mailand) veröffentlicht die jahresaktuellen Vorhersagen seit 2011 und hat nun die Zahlen für 2022 publiziert.

Design

Die Abschätzungen beruhen auf Sterbeurkunden und Populationsdaten, die seit 1970 von der Weltgesundheitsorganisation und der Behörde Eurostat veröffentlicht werden. Sie beziehen sich auf die 10 häufigsten Krebslokalisationen in den Jahren 1989 bis 2022 und umfassen die gesamte EU sowie separate Schätzungen für Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Spanien mit einem Schwerpunkt auf Ovarialkrebs.

Ergebnisse

  • Den Vorhersagen zufolge werden im Jahr 2022 in der EU 1.269.200 Personen an Krebs sterben.
  • Die alterstandardisierten Mortalitätsraten werden gegenüber dem Jahr 2017 bei den Männern um 6 Prozent auf 126,9 / 100.000 fallen, und bei den Frauen um 4 % auf 80,2 / 100.000.
  • Die stärkste Abnahme wird mit 10 % beim Lungenkrebs der Männer vorhergesagt; sie wird 30,9 / 100.000 erreichen. Der Anstieg der Lungenkrebsmortalität bei Frauen wird sich auf 2 % verlangsamen und zu einer Rate von 13,8 / 100.000 führen.
  • Beim Krebs von Magen, Darm, Brust und Prostata gab es in den vergangenen 5 Jahren substanzielle Reduktionen von 5 – 16 %. Auch die Sterblichkeit durch Leukämien hat um 10 % abgenommen.
  • Die Sterberaten durch Pankreaskrebs sind bei Männern gleichgeblieben (8,1) und bei Frauen um 3 % gestiegen (auf 5,9). Diese Krebsart ist nunmehr mit 87.300 Toten in der EU die dritthäufigste Todesursache, noch vor dem Brustkrebs mit 86.300 Opfern.
  • Die Sterblichkeit durch Ovarialkrebs hat in der letzten Dekade in allen EU-Ländern abgenommen. Sie sank insgesamt um 13 %, und bei Frauen zwischen 20 und 49 Jahren um 26 %. Die Forscher führen diesen Trend auf die zunehmende Verbreitung oraler Kontrazeptiva zurück sowie geringfügigere Effekte durch eine verbesserte Diagnose und Management der Krankheit.

Klinische Bedeutung

Der Datensatz für die EU (und Großbritannien) wurde aktualisiert und validiert, sodass er erneut als Grundlage von Bedarfsplanungen dienen kann. Allerdings könnte die COVID-19-Pandemie Auswirkungen haben, die mit den Projektionen nicht erfasst werden, warnen die Autoren.

Finanzierung: Italienische Gesellschaft für Krebsforschung.