Affenpockenviren in anorektalen Abstrichen von asymptomatischen, homosexuellen Männern nachgewiesen

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Rund 26.800 Affenpocken-Fälle wurden inzwischen weltweit dokumentiert, mehr als 3000 Fälle davon allein in Deutschland. Ob auch asymptomatische Verläufe eine Rolle für die Verbreitung des Erregers spielen, ist bislang noch nicht geklärt. In einer retrospektiven Studie des Krankenhauses Bichat-Claude Bernard in Paris wurde in anorektalen Abstrichen von Männern, die mit Männern Sex haben (MSM), jedoch keinerlei Symptome oder Hautläsionen aufwiesen, positive PCR-Ergebnisse auf das Affenpockenvirus festgestellt. Die Ergebnisse wurden jüngst in Annals of Internal Medicine veröffentlicht.

Dazu untersuchten Wissenschaftler um Valentine Ferré retrospektiv alle anorektalen Abstriche, die im Rahmen eines Screening-Programms für sexuell übertragbare Infektionen entnommen wurden, auf das Affenpockenvirus. Gemäß den französischen Richtlinien wird ein solches Screening alle drei Monate bei MSM mit mehreren Sexualpartnern durchgeführt, die entweder eine HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) einnehmen oder mit HIV leben und eine antiretrovirale Behandlung erhalten.

6,5 Prozent der asymptomatischen Männer positiv 

Von den 200 asymptomatischen Personen, die negativ auf N. gonorrhoeae und C. trachomatis getestet wurden, waren 13 (6,5 %) Proben PCR-positiv für das Affenpockenvirus. Von denen, die positiv getestet wurden, lebten 8 mit HIV. Zwei der 13 Personen entwickelten später Symptome von Affenpocken, heißt es im Bericht. Von den 187 asymptomatischen Teilnehmern, die negativ auf Affenpockenviren getestet wurden, präsentierten sich drei mehr als 3 Wochen nach dem ersten negativen Analabstrich mit Symptomen, die auf eine Affenpocken-Infektion hindeuten, und wurden positiv getestet.

Ob ein positiver PCR-Test jedoch auf eine Virusausscheidung hindeutet, die zu einer Übertragung führen kann, ist noch unbekannt, räumen die Forscher ein. Die derzeitige weltweite Affenpockenepidemie und die Art der Übertragung von Mensch zu Mensch könnten jedoch Hinweise darauf liefern, dass eine asymptomatische oder präklinische Ausbreitung möglich sei. Eine auf Personen mit bekannter Exposition gegenüber dem Affenpockenvirus beschränkte Impfung stelle daher den Autoren zufolge möglicherweise keine wirksame Strategie zur Verhinderung einer Infektion dar.