Affenpocken: Isolation bis zum Abfall der Krusten, mindestens aber 21Tage

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

In Deutschland wurden bis Montagnachmittag insgesamt sechs Fälle von Affenpocken registriert. Weitere Fälle seien, zu erwarten, hieß es auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und dem RKI-Präsidenten Lothar Wieler am Dienstag. Bei einer Infektion sollen Infizierte bis zum Abfallen der Krusten isoliert werden, mindestens 21 Tage. Auch für unmittelbare Kontaktpersonen von Infizierten gelte die "dringende Empfehlung", sich für drei Wochen in Quarantäne zu begeben.

Nicht der Beginn einer neuen Pandemie

Damit wolle man ein frühes Ausbruchgeschehen in Deutschland in den Griff bekommen. „Wir haben gute Chancen diesen Erreger zu stoppen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa“, sagte Lauterbach. Die aktuellen Fälle von Affenpocken stellen aus Sicht von Gesundheitsministers jedoch nicht den Ausbruch einer neuen Pandemie dar.

Um vorbereitet zu sein,  soll es mögliche Ringimpfungen „rund um die Kontakte der Infizierten“ geben, so Lauterbach. Deutschland hat bereits "bis zu 40.000 Dosen" eines Pocken-Impfstoffs  bestellt. Der Impfstoff enthält modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) und ist besser verträglich ist als ältere Pockenimpfstoffe. Er kann laut RKI ab 18 Jahren eingesetzt werden. In den USA und Kanada erstreckt sich die Zulassung dieses Impfstoffs auch auf die Impfung gegen Affenpocken. Der Impfstoff könne einen Ausbruch bei Ansteckung verhindern oder verzögern, sagte Lauterbach. Es sei aber noch nicht klar, ob der Impfstoff eingesetzt werden müsse, etwa bei Kindern.

Risikogruppen müssen extrem aufpassen

Das Besondere an diesen Fällen ist, dass die Betroffenen zuvor nicht – wie sonst in der Vergangenheit – in afrikanische Länder gereist waren, in denen das Virus endemisch ist (West- und Zentralafrika), und dass viele Übertragungen offenbar im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern hatten, erfolgt sein könnten.

Das Risiko, sich mit Affenpocken zu infizieren, ist jedoch laut RKI nicht auf sexuell aktive Menschen oder Männer, die Sex mit Männern haben, beschränkt. Jeder, der engen körperlichen Kontakt mit einer ansteckenden Person hat, könne sich infizieren. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt durch engen Kontakt mit infektiösem Material aus Hautläsionen einer infizierten Person oder durch Atemtröpfchen bei längerem Kontakt.

Kontaktnachverfolgung, Vermeiden von engen Kontakten zu Infizierten und Hygienemaßnahmen böten daher den besten Schutz. „Risikogruppen müssten allerdings extrem aufpassen“, betonte Wieler auf der Pressekonferenz.

ECDC veröffentlicht Risikobewertung

Dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zufolge wurden bisher 67 bestätigte Fälle in neun EU/EWR-Mitgliedstaaten (Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Portugal, Spanien, Schweden) gemeldet und mindestens weitere 42 Verdachtsfälle untersucht. In einer am 23. Mai veröffentlichten Risikobewertung empfiehlt das ECDC EU-/EWR-Ländern sich auf die unverzügliche Identifizierung, Verwaltung, Kontaktverfolgung und Meldung neuer Affenpocken-Fälle konzentrieren. Sie sollten ihre Kontaktverfolgungs-Mechanismen und ihre diagnostischen Kapazitäten für Orthopoxviren aktualisieren und die Verfügbarkeit von Pockenimpfstoffen, antiviralen Medikamenten und persönlicher Schutzausrüstung (PSA) für Angehörige der Gesundheitsberufe überprüfen.