Affenpocken: auch zerebrale und ophthalmologische Komplikationen möglich
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Patienten mit Affenpocken können auch neurologische, psychische und ophthalmologische Symptome entwickeln. Darauf weisen US-Wissenschaftler der „National Institutes of Health" in Bethesda in einem aktuellen Brief im Fachmagazin „Lancet Neurology“ hin.
Schwächegefühl, Myalgien, Hornhautläsionen
Die häufigste neurologische Manifestation bei Affenpocken sei ein Prodromalkopfschmerz, berichten Dr. Bridgette Jeanne Billioux und ihre Kollegen. Asthenie und Myalgien seien ebenfalls häufige Prodromalsymptome. Zudem könnten Neuralgien und Stimmungsschwankungen auftreten. Bei manchen Menschen sei eine Bindehautentzündung diagnostiziert worden; möglich seien auch Hornhautläsionen mit der Folge eines Visus-Verlustes. Enzephalitiden mit Krampfanfällen seien möglich, aber selten.
Über zwei Patienten mit Affenpocken und Enzephalitis haben diese Woche US-Wissenschaftler im „Morbidity and Mortality Weekly Report“ der „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) in Atlanta berichtet. Ob die Enzephalitiden auf eine direkte virale Neuroinvasion oder einen parainfektiösen Autoimmunprozess zurückzuführen sei, ist den US-Wissenschaftlern zufolge unbekannt.
Hinweise auf mögliche neurologische und psychische Störungen bei Affenpocken liefert auch eine systematische Auswertung von 19 Studien mit 1512 Teilnehmern, darunter 1031 mit bestätigter Affenpocken-Infektion nach CDC-Kriterien oder PCR-Tests. Die Teilnehmer stammen aus den USA, Nigeria, dem Kongo und dem Vereinigten Königreich.
Bei den Studien habe es sich allerdings in den meisten Fällen um Kohortenstudien und Fallserien ohne Kontrollgruppen gehandelt, deren Qualität mäßig sei, so Dr. James B. Badenoch (Barts Health NHS Trust, Queen Mary University of Medicine London) und seine Mitautoren im Fachmagazin „eClinicalMedicine“ . Etwa 2,7 Prozent der Patienten mit Affenpocken hätten mindestens einen Krampfanfall erlitten; bei zwei Prozent sei eine Enzephalitis diagnostiziert worden. Weitere 2,4 Prozent hätten unter Verwirrtheit gelitten. Häufig berichtete Symptome seien auch Myalgie, Kopfschmerzen und Müdigkeit gewesen.
Die Erkrankung wird häufig – aber nicht immer – von allgemeinen Krankheitssymptomen wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Frösteln oder Abgeschlagenheit eingeleitet oder begleitet, erklärt auch das Robert-Koch-Institut. Einige Menschen hätten jedoch keine allgemeinen Krankheitssymptome. Charakteristisch seien die teils sehr schmerzhaften Hautveränderungen. Der Ausschlag könne im Genital- oder Analbereich, aber auch anderen Stellen wie an den Händen, Füßen, der Brust oder dem Gesicht auftreten. Die Haut- und Schleimhautveränderungen könnten auch im Mund und an den Augen gefunden werden. Zu den Komplikationen in endemischen Ländern gehören laut dem Berliner Institut Hirnentzündung, bakterielle Hautinfektionen, Flüssigkeitsverlust, Bindehaut-, Hornhaut- und Lungenentzündung. Schwere Krankheitsfolgen sind in der Regel entstellende Narben und bleibende Hornhautschäden bis hin zum Sehverlust.
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