Adipositas: BMI als Indikator nicht ausreichend

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Der Body-Mass-Index (BMI) alleine reicht offenbar nicht aus, um eine Adipositas eindeutig zu diagnostizieren. Das geht aus einer US-Studie hervor, die kürzich auf der Jahrestagung der Endocrine Society (ENDO) in Chicago, Illinois, vorgestellt wurde. Demnach galt ein hoher Anteil der Probanden mit normalem BMI nach Messung des Körperfettanteils als fettleibig. Die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) ist derzeit die präziseste Methode zur Bestimmung des Fettgehalts im Körper.

BMI unterschätzt Adipositas 

„Der BMI unterschätzt die wahre Fettleibigkeit bei Weitem“, wird Erstautorin Aayush Visaria von der Rutgers Universität in New Brunswick, USA in einer Mitteilung der ENDO zitiert. Zusammen mit ihren Kollegen analysierte sie die Daten von knapp 10.000 Erwachsenen aus dem National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES), bei denen zwischen 2011 und 2018 eine DXA durchgeführt wurde. Dabei werden Frauen mit einem Körperfettanteil von mehr als 30 Prozent und Männer mit mehr als 25 Prozent als adipös eingestuft. Die Adipositas-Diagnosen verglich das Forscherteam daraufhin mit der Klassifikation durch den BMI. Hierbei wird bei beiden Geschlechtern bei einem Wert ab 30 kg/m2 von einer Adipositas gesprochen.

Unterschiede durch ethnische Abstammung 

Den Studienergebnissen zufolge galten anhand der DXA-Werte knapp drei Viertel (74%) der untersuchten Probanden als adipös. Die BMI-Analyse dagegen ergab eine Fettleibigkeit lediglich bei 36 Prozent. Dabei gab es große Unterschiede je nach ethnischer Abstammung der Probanden. Der Anteil einer Adipositas bei normalem BMI lag häufig bei nicht hispanischen Weißen bei 44 Prozent, bei Hispano-Amerikanern und Asiaten jeweils bei 49 Prozent und bei Afroamerikanern dagegen nur bei 27 Prozent.

Die Studienautoren fordern zusätzlich zum BMI routinemäßig den Körperfettanteil der Patienten zu messen, etwa durch die Messung des Taillenumfangs oder durch bioelektrische Impedanzanalysen (intelligente Waagen).

Therapie nicht ausschließlich auf BMI stützen

„Wir hoffen, dass diese Forschungsergebnisse die Idee einer gewichtsintegrierenden Versorgung unterstützen und es Klinikern ermöglicht, klinische Entscheidungen zu treffen, die nicht ausschließlich von einer BMI-Berechnung abhängen, sondern vielmehr von der Körperzusammensetzung und der Körperfettverteilung“, lautete das Fazit von Visaria.