Adipositas-assoziiertes Asthma korreliert mit spezifischen molekularen Markern im Blut

  • Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Erstmals ist nachgewiesen worden, dass es auf der molekularen Ebene einen Zusammenhang gibt zwischen den Entzündungsprozessen bei Adipositas und bei Asthma. Die Unterscheidung zwischen Adipositas-assoziiertem und Nicht-Adipositas-assoziiertem Asthma ist über Mikro-RNA aus Plasmavesikeln möglich (Allergy). Da Patienten mit Adipositas-assoziiertem Asthma häufig schlechter auf Medikamente ansprechen, könnten die molekularen Marker helfen, künftig effektiver die zu erwartenden Therapieeffekte abzuschätzen. 

Hintergrund 

Das Krankheitsbild "Asthma" ist heterogen (1). Es gibt Gruppen mit einem definierten Pathomechanismus (Endotypen) und viele verschiedene Phänotypen, die sich durch klinische oder laborchemische Merkmale voneinander abgrenzen lassen. Einer der Phänotypen wird unter dem Oberbegriff „Typ-2“-Asthma zusammengefasst, und die damit assoziierten Entzündungsmarker, vor allem Bluteosinophile und exhaliertes Stickstoffmonoxid (FeNO), als „Typ-2-Biomarker“ bezeichnet. Je nach Bluteosinophilen-Konzentration und FeNO erfolgt die Subgruppeneinteilung in „Type-2-High“-Asthma mit einem FeNO-Wert ≥ 25 ppb und ≥ 150 Eosinophilen/μl Blut oder „Type-2-Low“-Asthma mit einem FeNO-Wert < 25 ppb und < 150 Eosinophilen/μl Blut. Aus epidemiologischen Studien ist bekannt, dass Adipositas ein Risikofaktor für die Entwicklung des Typ-2-Asthma ist, außerdem für einen ungünstigen Verlauf und für ein mangelndes therapeutisches Ansprechen der Erkrankung auf Glukokortikosteroide (2-4). Grund könnte eine latente systemische Entzündung bei Adipositas sein. Ein Team deutscher, österreichischer und französischer Hochschulmediziner hat nun untersucht, ob sich molekulare Komponenten des Typ-2-Asthma mit Adipositas korrelieren lassen (5). 

Design

  • Studienpopulation: 144 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter eine Asthmakohorte mit adipösen Type-2-Low-Asthma-Patienten und eine Gruppe mit nicht-adipösen Type-2-Low-Asthma-Patienten sowie eine dritte Kohorte mit gesunden Teilnehmern (Kontrolle)
  • Untersuchungen: Extraktion, Sequenzierung und Bioinformatik-Analyse von extrazellulären Vesikeln (EV) aus dem Plasma; EV sind Transportstrukturen, die kurze RNA-Moleküle (Mikro-RNAs [miRNA]) enthalten; aufgrund ihrer vielfältigen zellulären Quellen lassen sich über die Vesikel Informationen zum Gesundheits- und Krankheitszustand eines Patienten gewinnen 

Hauptergebnisse

  • Die Zusammensetzung der miRNAs in extrazellulären Plasmavesikeln unterscheidet sich je nachdem, ob sie von Asthmatikern mit Übergewicht, von nicht adipösen Personen mit Asthma oder von Gesunden stammen. 
  • Zielstrukturen der in den drei Kohorten unterschiedlichen miRNAs sind inflammatorische Zytokine wie Interleukin-­6, Transforming Growth Faktor und Interferone, außerdem metabolische Faktoren wie Insulin und Leptin. 
  • Es wurden zwei miRNA-Familien identifiziert, die ausschließlich beim Adipositas-assoziiertem Asthma „Type-2-Low“ signifikant erhöht waren. 
  • Die beiden miRNA-Cluster korrelieren mit der Expression des C-reaktiven Proteins (CRP) und mit Lungenfunktionsparametern. Die miRNA aus den Plasmavesikeln spiegelten außerdem spezifische Marker der Proteinbiosynthese von CD4 + T-Zellen wider.

Klinische Bedeutung

„Es gibt auf der molekularen Ebene einen Zusammenhang zwischen den Entzündungsprozessen bei Adipositas und bei Asthma“, erläutert Holger Garn, Professor an der Philipps-Universität Marburg, dessen Team die Federführung der Studie hatte (6). Die entsprechenden Mikro-RNA-Cluster könnten eine Grundlage für die Stratifizierung von Asthmapatienten zu bestimmten Therapieregimen sein. Die Behandlung einer ausgeprägten Adipositas durch bariatrische Therapie hat einen positiven Effekt auf die Kontrolle von Asthma (1). Eine bessere Stratifizierung könnte für den einzelnen Patienten, aber auch für das Gesundheitssystem relevant sein, da die Inzidenzen des „Type-2-Low-Asthma“ zunehmen. 

Finanzierung: öffentliche Mittel