Achtsamkeits-basierte Stressreduktion bei Angststörungen nicht schlechter als Escitalopram
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Patienten mit einfachen Angststörungen, die nach einer Schulung täglich 45 Minuten Übungen zur Achtsamkeits-basierten Stressreduktion durchführten, profitierten davon über 8 Wochen hinweg nicht weniger als eine Vergleichsgruppe mit dem Anti-Depressivum Escitalopram. Zudem gab es unter dem Achtsamkeits-Training keine Studienabbrecher und vergleichsweise wenig Nebenwirkungen.
Hintergrund
Zwar gibt es wirksame Therapien gegen Angststörungen wie Antidepressiva oder Verhaltenstherapien. Längst nicht alle Patienten sprechen jedoch darauf an oder haben Zugang zu den psychotherapeutischen Angeboten. Achtsamkeits-basierte Interventionen seinen dagegen populär und könnten Ängste ebenfalls reduzieren, schreiben die Autoren der aktuellen Arbeit. Es sei aber unbekannt, wie sie im Vergleich zu den etablierten Erstlinientherapien abschneiden.
Design
Randomisierte klinische Studie (Treatments for Anxiety: Meditation and Escitalopram [TAME]) mit dem Ziel, die Nicht-Unterlegenheit einer Achtsamkeits-basierten Stressreduktion (MBSR) gegenüber Escitalopram zu demonstrieren. Rekrutiert wurden 208 Patienten (75 % weiblich) mit generalisierten Angststörungen und ähnlichen Diagnosen im durchschnittlichen Alter von 33 Jahren. Sie erhielten entweder 8 Wochen lang jeweils eine MBSR-Sitzung von 2,5 Stunden Dauer und wurden angewiesen, täglich eine Dreiviertelstunde zu meditieren, während die 2. Gruppe Escitalopram in einer Dosierung von 10 – 20 mg täglich erhielt.
Ergebnisse
- Primäres Studienziel war die durchschnittliche Veränderung in der Clinical Global Impression of Severity scale (CGI-S). Deren Wert reduzierte sich in der MBSR-Gruppe von 4,44 um 1,35 und unter Escitalopram von 4,51 um 1,43.
- Die Gruppendifferenz betrug – 0,07 zugunsten Escitalopram, war bei einem 95%-Konfidenzintervall von – 0,38 bis 0,23 aber statistisch nicht signifikant (P = 0,65).
- Die untere Grenze des Konfidenzintervalls lag innerhalb der vordefinierten Grenze zur Nicht-Unterlegenheit von – 0,495. Die Achtsamkeits-basierte Stressreduktion war somit nicht schlechter als das Antidepressivum.
- Unter Escitalopram brachen 10 Patienten (8 %) die Studie wegen Nebenwirkungen ab, dagegen keiner unter MBSR. Während in der ersten Gruppe 78,6 % der Patienten mindestens eine Nebenwirkung vermeldeten, waren es in der zweiten nur 15,4 %.
Klinische Bedeutung
Die von den Autoren postulierte Popularität achtsamkeitsbasierter Stressreduktion scheint sich hier zu bestätigen – trotz des hohen zeitlichen Aufwandes wurde sie sehr gut angenommen und erwies sich als ebenso wirksam wie eine Standardtherapie. Bei der Auswahl der Patienten habe man eine generalisierbare Population angestrebt, schreiben die Forscher, allerdings waren solche mit den meisten anderen psychischen Erkrankungen ausgeschlossen worden.
Finanzierung: Patient-Centered Outcomes Research Institute.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise