AACR 2021 – Tumormutationslast und Immuntherapie: gibt es eine Geschlechterfrage?
- Petra Kittner
- Conference Report
Erkenntnis
- Die Tumormutationslast (TMB) kann das Ansprechen auf eine Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICIs) für weibliche, jedoch nicht für männliche Melanompatienten genau vorhersagen.
- Diese geschlechtsspezifische Verzerrung kann auch bei Patienten mit Glioblastom und Tumorerkrankungen unbekannter Ursache (CUP) bestehen.
- Ärzte sollten sich dieser potentiellen Verzerrung bewusst sein.
Warum das wichtig ist
- Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat den ICI Pembrolizumab für Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren und einer hohen TMB (10 oder mehr Mutationen/Megabase; mut/Mb) zugelassen.
- TMB-Spiegel und das Ansprechen auf ICIs können zwischen Männern und Frauen unterschiedlich sein.
- Es kann geschlechtsspezifische Auswirkungen des TMB-Grenzwertes der FDA auf die Auswahl von Patienten für ICI-Behandlungen geben.
Studiendesign
- Analyse von Daten, die aus einer öffentlich zugänglichen Kohorte extrahiert wurden, einschließlich Patienten, die mit einer Anti-PD1/PD-L1-Monotherapie, Anti-CTLA4-Monotherapie oder einer Kombination aus beiden behandelt wurden.
- Der Zusammenhang zwischen TMB und einem besseren Überleben wurde für Melanome und andere ausgewählte Tumorarten analysiert.
- Eine niedrigere Hazard Ratio deutet auf ein besseres Überleben bei Patienten mit hohem TMB im Vergleich zu denen unterhalb des FDA-Grenzwertes hin.
- Finanzierung: National Cancer Institute
Wesentliche Ergebnisse
- Mediane TMB bei Melanompatienten: Frauen 6,51 mut/Mb, Männer 11,81 mut/Mb.
- Eine höhere TMB bei weiblichen vs. männlichen Patienten wurde in drei unabhängigen Melanom-Kohorten bestätigt (Metaanalysen-kombinierter, gewichteter Z-Test, p<0,006).
- 81% besseres Gesamtüberleben (OS) nach ICI-Behandlung bei weiblichen Patienten mit TMB über vs. weiblichen Patienten mit TMB unter dem aktuellen Grenzwert (HR=0,19, p<0,03).
- Der Effekt wurde nicht bei männlichen Melanompatienten beobachtet (HR=0,94; p<0,85).
- Eine Geschlechterverzerrung wurde in 2 von 3 Melanom-Bestätigungskohorten bestätigt.
- Keine derartigen Unterschiede wurden für die Anti-CTLA4-Behandlung (p<0,14), die Anti-PD1+Anti-CTLA4-Kombination (p<0,8) oder die Nicht-ICI-Therapien (p<0,4) beobachtet.
- Große, aber nicht statistisch signifikante Unterschiede zwischen der HR bei Männern und Frauen ergaben sich für Glioblastom und CUP.
- Beim NSCLC wurde keine Geschlechterverzerrung festgestellt.
Einschränkungen
- Kleine Fallzahlen beim Glioblastom und CUP.
Expertenkommentar
"Eine TMB von >10 mut/Mb ist derzeit für Melanompatienten nicht erforderlich, um Pembrolizumab zu erhalten. Bei Tumorarten wie Glioblastom und CUP gilt jedoch derzeit das FDA-TMB-Kriterium. Daher müssen mehr Daten gesammelt werden, um sorgfältig zu bewerten, ob dessen Verwendung eine Geschlechterverzerrung hervorrufen könnte." Sanju Sinha, Cancer Data Science Lab, Center for Cancer Research; PhD-Kandidat, University of Maryland. Beteiligt an der Studie.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise