33 Bakterienarten sind weltweit für ein Siebtel aller Todesfälle verantwortlich

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die bislang gründlichste Schätzung zu bakteriellen Todesursachen weltweit schreibt 33 Pathogenen im Jahr 2019 7,7 Millionen Opfer zu. Mehr als die Hälfte der Todesfälle gegen auf Infektionen mit Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Streptococcus pneumoniae, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa zurück, die auch in Deutschland den Großteil der bakteriell verursachten Todesfälle ausmachen.

Hintergrund

Sowohl der Anteil als auch die absolute Zahl an Todesfällen durch bakterielle Infektionen ist in den vergangenen 50 Jahren deutlich gesunken. Trotzdem ist es laut den Mitwirkenden der aktuellen Übersicht eine dringende, globale Priorität für das Gesundheitswesen, die Last weiter zu reduzieren. Bisher gibt es zwar Schätzungen zu den mit Arzneimittelresistenzen und einer Sepsis assoziierten Todesfällen. Hier aber handelt es sich um die erste Studie, die weltweite, umfassende Schätzungen zu den Todesfällen präsentiert, die mit 33 Bakterienarten und 11 größere Infektions-Syndromen assoziiert sind.

Design

Grundlage der Schätzung bilden eine Teilmenge der Rohdaten aus der Global Burden of Antimicrobial Resistance 2019-Studie, sowie die Global Burden of Diseases (GBD)-Studie 2019. Verwendet wurden 343 Millionen individuelle Datensätze aus hochgerechnet 11361 Orts-Beobachtungs-Jahren. Die Modellierung erfolgte in 3 Schritten, bei denen errechnet wurde: 1. bei welchen Todesfällen Infektionen eine Rolle spielten, 2. der Anteil der Todesfälle, der bei jedem Infektions-Syndrom der Infektion selbst zuzuschreiben war, und 3. der Anteil der Todesfälle innerhalb eines Infektionssyndroms, der einem spezifischen Erreger zugeschrieben werden konnte. Diese Schätzungen wurden für alle Altersklassen und beide Geschlechter für 204 Länder und Territorien produziert.

Ergebnisse

  • Unter geschätzt 13,7 Mio. Todesfällen im Zusammenhang mit Infektionen (95%-Konfidenzintervall 10,9 – 17,1) waren 7,7 Mio. (5,7 – 10,2) den 33 bakteriellen Pathogenen in dieser Studie zuzuschreiben. Dies entspricht 13,6 % aller Todesfälle weltweit und 56,2 % aller Todesfälle durch Sepsis im Jahr 2019.
  • Mehr als die Hälfte (54,9 %) aller Todesfälle waren auf 5 der untersuchten Bakterienarten zurückzuführen: Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Streptococcus pneumoniae, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa.
  • Der Anteil an den Todesursachen war regional und in den Altersgruppen unterschiedlich. Für Deutschland werden im Appendix als bedeutsamste Erreger gelistet (Todesfälle absolut und je 100000 Einwohner): Escherichia coli (23667 / 11,3), Staphylococcus aureus (21532 / 10,6), Klebsiella pneumoniae (9390 / 4,6), Pseudomonas aeruginosa (8212 / 4,0) und Streptococcus pneumoniae (6832 /3,4).
  • Die alterstandardisierte Mortalitätsrate war in den Ländern südlich der Sahara am höchsten (230 / 100000) und in Ländern mit hohem Einkommen am niedrigsten (52,2).
  • Bezogen auf die bakteriellen Syndrome verliefen am häufigsten tödlich: Infektionen der unteren Atemwege und der Blutbahn (je 2 Mio.), sowie peritoneale und intraabdominale Infektionen (je 1 Mio.)

Klinische Bedeutung

Die GDB-Daten liefern die bislang wohl genaueste und zuverlässigste Abschätzung der durch Bakterien verursachten Mortalität weltweit. Sie könnten damit eine wichtige Grundlage bilden für die Priorisierung von Präventionsmaßnahmen und Impfkampagnen.  Gleichzeitig verweisen die neuen Zahlen auf die Dimension der COVID-19-Pandemie. Sie soll nach neuesten Schätzungen für mehr als 7 Mio. zusätzliche Todesfälle pro Jahr verantwortlich sein.

Finanzierung: Bill & Melinda Gates Foundation, the Wellcome Trust, und UK Department of Health and Social Care.